Embodiment heißt wörtlich übersetzt „Verkörperung".
Gemeint ist damit die unmittelbare Verknüpfung zwischen körperlichen und mentalen Vorgängen - im alltäglichen Sprachgebrauch schon lange als „Körper-Geist-Seele-Einheit" bekannt und seit ein paar Jahren nun „neu" im Fokus der Wissenschaften.
Neu ist der interdisziplinäre Blick auf das systemische Regulationswerk zwischen Mensch und Umwelt, das sich in der dynamischen Wechselbeziehung zwischen biologischen, psychischen und sozialen Prozessen ständig verändert.
Mittlerweile gibt es eine Reihe interessanter Untersuchungen, die das facettenreiche Zusammenspiel von Denken - Fühlen - Handeln in Verbindung und Abhängigkeit zum Körpergeschehen wissenschaftlich belegen und damit die gefühlte Brücke zwischen Bauch und Kopf „offiziell" bestätigen.
Neueste Ergebnisse aus Hirnforschung und Kognitionspsychologie räumen der
Einflussnahme und Wirksamkeit des Körpers sogar eine zentrale Schlüsselfunktion
bei Anpassungs- und Lernprozessen im Rahmen der Intelligenzentwicklung ein. Eine Erkenntnis, die in der Entwicklungspsychologie schon lange ihren Platz in Thesen wie diesen hat:
„Begreifen beinhaltet körperliches Greifen" und „nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre." (John Locke , englischer Philosoph und Vordenker der Aufklärung,1632-1704).
Vor diesem Hintergrund gewinnen körperorientierte Interventionen in Kombination mit mentaler Fokussierung heute zunehmend an Bedeutung - besonders auch im Rahmen von Gesundheitsförderung und Prävention.
Nach modernem Verständnis wird persönlicher Gesundheitszustand und individuelles Wohlbefinden auch durch erlernte Denk- und Verhaltensgewohnheiten geprägt, die im Sinne der „Embodiment-Theorie" mit achtsamer Bewusstheit jederzeit neu regulierbar sind.
Körpersignale und intuitives Körperwissen einerseits - Einfluss und Steuerung mentaler Prozesse durch körperliche Bewegung anderseits können sich vielseitig positiv auf Stimmung und Lebenshaltungen auswirken.
„Lache ich, weil es mir gut geht oder
geht es mir gut, weil ich lache?"
ein paar weitere Leitgedanken:
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„Sehend und fühlend führen wir Bewegungen aus, gehend und greifend nehmen wir die Dinge wahr"
(Prof. Victor v. Weizsäcker, Begründer der psychosomatischen Medizin und Medizinischen Anthropologie) -
„Der Kopf soll lernen, was der Körper schon weiß"
(Dr. Salman Ansari, Chemiedidaktiker) -
„Der Körper ist nicht nur dazu da, den Kopf durch die Gegend zu tragen"
(Prof. Gerald Hüther, Neurobiologe und Hirnforscher) -
„Bewegung beginnt im Kopf"
(Eric Franklin, Tänzer und Choreograph) -
„Wer innehält, hat innen Halt"
(unbekannt) -
„Der Geist folgt dem selben Gesetz wie der Körper: beide können sich nur durch beständige Nahrung erhalten"
(Korduan) -
„Wenn der Geist sich verändert, rücken neue Möglichkeiten in unser Blickfeld
(Prof. Jon Kabat-Zinn , Zentrum für Achtsamkeit in Medizin, Gesundheitswesen und Gesellschaft) -
Hilf mir, es selbst zu tun"
(Maria Montessori, Ärztin und Pädagogin) -
„Mit dem Verstand fühlen, mit dem Herzen denken und die Welt wird wärmer..."
(unbekannt) -
„Glück kommt in ein lachendes Haus"
(Japanisches Sprichwort)
Interessante Beiträge zum Thema "Embodiment" finden Sie u.a. beim SWR